Winter 1992 war es.
Wir waren gerade erst ein paar Wochen ein Paar, als wir beschlossen, zum besseren Kennenlernen gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Im Februar hatten wir beide Zeit. Mario hatte Semesterferien und bei mir war es um die Jahreszeit auch kein Problem, kurzfristig Urlaub zu bekommen.
Kosten sollte es natürlich so gut wie nichts, da unsere Geldmittel recht begrenzt waren. Aber Sonne wollten wir. Ich hatte damals meine erste Stelle im Reisebüro und habe mich auf die Suche begeben. Das Ergebnis war Portugal. 14 Tage Apartments Da Balaia in Albufeira für jeweils 299,00 DM pro Person. Das passte. Es war für uns beide neu und ich wollte schon immer mal an die Algarve.
Entgegen unserer heutigen Gewohnheit war das damals noch eine richtige Pauschalreise. Wir sind mit LTU ab Düsseldorf geflogen und wurden in Faro von unserer Transair-Reiseleitung in Empfang genommen und in den Transferbus verfrachtet. Angekommen in unserem Apartmenthaus war dann nur noch Zeit für einen kurzen Erkundungsgang, bevor es dunkel wurde.
Am nächsten Morgen, bei Licht betrachtet, waren wir dann schwer begeistert von der wunderschönen Landschaft. Der Küstenstreifen zwischen Olhos d’Agua und Albufeira ist geprägt von Felsformationen und kleineren und größeren Sandstränden.
Da in Portugal der Zugang zum Meer nicht verbaut werden darf, konnte man wunderschöne Wanderungen am Strand entlang und über die Klippen unternehmen. Tückisch sind dabei die kleinen Spalten in den Felsen, durch die bei stärkerem Wellengang die Gischt meterhoch sprüht. Mario hatte es voll erwischt, er ist klatschnaß geworden.
In Richtung Osten sind wir nach Olhos d’Agua gelaufen, ein damals noch ganz zauberhaftes Örtchen direkt am Wasser. Den Namen hat der Ort von den „Wasseraugen“. Das sind kreisrunde Süßwasserquellen, die direkt am Strand im Sand entspringen.
Noch besser war der Weg nach Westen. Über Klippen und am Strand entlang sind wir zum Praia da Oura gelaufen. Oura ist ein Vorort von Albufeira und war auch damals schon sehr touristisch geprägt. In unserer damaligen Lieblingsbar, der „Bar Praia da Oura“ konnte man wunderbar am Wasser sitzen und die vorwiegend englischen Mittouristen in allen Verbrennungsgraden (sie hatten schließlich „Wintersun“ gebucht) bewundern.
Arm und sparsam wie wir damals waren, haben wir uns dann für ganze zwei Tage einen Leihwagen geleistet.
Der erste der beiden Ausflüge führte uns nach Westen. Sagres und das Cabo Sao Vicente, der südwestlichste Punkt Europas, waren unser Ziel. Damals war das noch viel abenteuerlicher als heute. Die Autobahn war noch lange nicht gebaut und die E.N.125, die Nationalstraße die die Algarve von Ost nach West durchquert war noch nicht so gut ausgebaut wie heute.
Die 125 war damals eine der unfallträchtigsten Straßen Europas. Hinter Lagos begann die Straße nach Sagres, die zur damaligen Zeit eher ein gut ausgebauter, holpriger Feldweg, gesäumt von Eukalyptusbäumen, war.
Heute kann man noch einige Fragmente der alten Straße neben der neuen Straße sehen. Unvorstellbar, dass da damals der komplette Verkehr inclusive der Ausflugsbusse, die es damals auch schon gab, drüber geleitet wurde.
An der Festung war es dann auch wesentlich ruhiger als heutzutage. Wir waren total fasziniert von der wilden Steilküste und den mächtigen Wellen des Atlantiks. Wir haben uns so richtig durchpusten lassen und beschlossen, auf jeden Fall wiederzukommen.
Auf dem Weg haben wir uns natürlich auch Lagos angesehen. Heute unvorstellbar: damals war es kein Problem, direkt an der Uferpromenade einen Parkplatz zu bekommen. Wir haben einen kleinen Altstadtbummel unternommen und die wunderschöne Kirche Igreja de Santo Antonio angesehen.
Am zweiten Tag ging es dann ins Landesinnere. Zuerst besuchten wir Silves, die alte Hauptstadt der Algarve mit ihrer erhaben gelegenen Burganlage aus maurischer Zeit. Auch hier machten wir einen Bummel durch die wunderschöne Altstadt und besichtigten die beeindruckende Burganlage.
Schon bei unserem ersten Besuch entdeckten wir das Café Rosa, an einem kleinen Platz unterhalb der Burg gelegen. Das ist auch heute noch einer unserer liebsten Anlaufpunkte. Weiter ging es dann durch die liebliche, grüne Hügellandschaft in Richtung Monchique-Gebirge.
Unser nächster Stopp war in Caldas de Monchique, einem verschlafenen, winzigen Kurort in einem verwunschenen Wald gelegen. Die wunderschönen Belle Epoque Häuser und bezaubernden Wasseranlagen haben uns sofort fasziniert.
Auch Monchique haben wir an diesem Tag noch besucht und sind sogar auf den Foia gefahren, den höchsten Berg der Algarve, und haben den weiten Blick über das Gebirge und bis zum Atlantik genossen.
Die meiste Zeit des Urlaubs haben wir im Raum Albufeira verbracht. Die Wanderungen ausgehend von unserem Hausstrand haben uns einfach sehr gut gefallen. Und wir haben es sehr genossen, mitten im deutschen Winter, den Vorfrühling direkt am Meer zu erleben. Noch heute gefällt uns die Küste in dieser Region der Algarve besonders gut.
Ebenfalls in diesem ersten Urlaub entdeckt, haben wir eines unserer absoluten Lieblingsessen. „Schweinfleisch mit Muschelen“ stand als deutsche Übersetzung auf der Karte. Das mussten wir bestellen und erhielten einen Teller voll mit Schweinefleisch und Herzmuscheln, gegart in einer traumhaft würzigen Sauce mit viel Knoblauch und Koriander.
Insgesamt waren es zwei wundervolle Wochen, in denen wir viel erlebt haben und die unsere Liebe zu Portugal begründet haben. Seither kommen wir immer wieder, in manchen Jahren auch zweimal.
Das zeitige Frühjahr ist unsere bevorzugte Reisezeit geblieben, da es einfach wunderbar ruhig ist und man die traumhaften, weiten Strände oft ganz für sich allein hat.